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Jahresrückblick 2017

Was für ein Jahr: Projekt 3.0, Digitalisierung und noch mehr...

Als das Handschriftenarchiv zum Handschriftenarchiv wurde...

2017 war für das Handschriftenarchiv Dresdner Kreuzchor das produktivste Jahr in der Zeit des Bestehens des Archives. In diesem Artikel wollen wir einen kleinen Rückblick - gewissermaßen eine Zeitreise - in neuste Geschichte unternehmen, und zurückschauen, wie Alles entstanden ist, geschaffen wurde und das Handschriftenarchiv zu dem machte, was es jetzt ist. Im Anschluss an diesen Blogeintrag wird dann auch der Blick in die Zukunft folgen, wo wir unsere Visionen und Ziele für das kommende Jahr 2018 vorstellen werden.

Den Anfang in diesem Rückbick macht ein neues Medium, was im Handschriftenarchiv mittlerweile schon so alltäglich geworden ist, dass es am Ende des Jahres keine Besonderheit mehr darstellt: Twitter.



Twitter ist mittlerweile zu unserem Hauptmedium geworden, wenn es darum geht, Neuigkeiten oder Fortschritte unserer Online-Institution zu publizieren und ist auch unsere Hauptanbindung zu anderen Archiven und Archivorganisationen sowie Online-Diensten, wie beispielweise der VdA (Verein Deutscher Archivarinnen und Archivare) oder auch der Deutschen Digitalen Bibliothek geworden.

Zeitgleich mit der Registrieung auf Twitter haben wir uns jedoch von einer unserer öffentlich wirksamen Publikationen verabschiedet: "Das Magazin", unser monatlich erscheinender Newsletter, wurde vorerst ausgesetzt, da es zu neuen, größeren Aufgaben kam, an deren Umsetzung auch Sie sich gerade mit dem Lesen dieses Blogeintrages erfreuen 😁. Doch dazu später mehr.

Im Frühling des Jahres 2017 wurde von uns wieder ein neuer Kurzfilm veröffentlicht, wie er jetzt fester Bestandteil unserer Öffentlichkeitsarbeit werden soll: »Frühlingsmomente« wagte einen Blick in die Digitalisierungen des Handschriftenarchivs, die im Bezug zu Frühling und Natur stehen. Unser erstes Video, was wir über Twitter in die 🌍 gesendet haben...



Einer der Höhepunkte dieses Jahres für uns, war als ganz frische Institution im Archivbereich die Teilnahme am Sächsichen Archivtag 2017 in Dresden, veranstaltet vom VdA. Hier wurden die ersten Hauptinspirationen für unseren neuen Plan gesammelt, der als "Projekt 3.0" bezeichned für das Handschriftenarchiv in diesem Jahr war. Beispielsweise der Export zum Archivformat EAD oder auch der Aufbau und die Funktion von Archivsoftware, wie sie jetzt im Backend des Online-Kataloges Anwendung findet.



Anfängliche Versuche für Neuerungen mit der Arbeit im und mit dem Archiv wagten wir sogar schon mit unserer alten Seite, auf der es dann sogar möglich wurde, differenziertere Suchen durchzuführen. Das Gesamtergebnis ließ aber noch sehr zu wünschen übrig; der Wunsch nach einem neuen Online-Portal wuchs stetig. Im Rahmen der Vorbereitungen für das neue Archivportal widmete sich das Archiv einem der wichtigsten Bausteine für veröffentlichende Institutionen: den rechtlichen Fragen. Diese sind natürlich besonders kritisch, wenn direkt im Internet veröffentlicht wird. Gerade im Handschriftenarchiv gibt es unter diesem Aspekt noch viel Klärungsbedarf; beispielsweise, wie mit Digitalisierungen verfahren werden muss und darf. Im Zuge dessen wurde eine erste Benutzungsordnung und auch endlich ein offiziell verfügbarer Nutzungsantrag online gestellt.



Während die alte Website auf der Domain notenarchiv-dkc.bplaced.de immer noch die einzige öffentliche Webseite des Handschriftenarchivs war, wurde im Hintergrund schon fleißig am neuen Portal gewerkelt und programmiert. Immer mehr neue Idee kamen uns, dem Archivar und dem Softwareteam. Wenn man schon eine durch und durch digitle Institution ist, so muss man doch regelrecht das gesamte Spektrum der verfügbaren Dienste und Möglichkeiten ausnutzen. Natürlich immer unter dem Aspekt der kostenlosen oder Open-Source-Nutzung, da das Handschriftenarchiv komplett ehrenamtlich und ohne jegliche finanzielle Unterstützung agiert. Ein Produkt dieser Überlegungen ist die digitale Aufbereitung unbekannter Handschriften oder Werke über Musescore. Über diesen Dienst können Noten mit einer Open-Source-Software in digitale Notensätze umgewandelt werden. Bei dem Werk Faulbeerbaum wurde dies versuchsweise angewendet, da dieses Werk von Alexander Tichonowitsch Gretschaninow recht unbekannt bzw. gar nicht bekannt ist. Eine so stark ins Detail gehende Digitalisierung wird es in der nächsten Zeit aber wohl erst einmal nicht mehr geben, stattdessen werden wir uns mehr darauf konzentrieren, die Werke erst einmal überhaupt zu digitalisieren.



Einen weiteren Aspekt in Sachen Digitalisierung spielt im Handschriftenarchiv die Publikations-Plattform Issuu, über die unsere digitalisierten Handschriften online gestellt werden. Dies entspricht keiner archivarischen Norm, jedoch soll es bei dem Besuch und der Nutzung unserer Services auch ein wenig um das "Erlebnis Archiv" gehen, dass durch die interaktive Bedienung der Handschriften von Issuu in vollen Zügen unterstüzt wird. Auf Issuu selbst haben wir momentan drei komplette Werksätze ("Der Faulbeerbaum", "Gott der Herr ist Sonn und Schild" und "Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht") hochgeladen. Momentan ist das Digitalisieren jedoch ein wenig ins Stocken geraten, da mit der Fertigstellung und Erweiterung des Projekts 3.0 wichtigere Aufgaben im Zetrum unserer Agenda standen und stehen.



Ab Mai waren dann die Vorbereitungen für das Projekt 3.0 in vollem Gange: die neue Webseite samt Online-Katalog und ein neuer Imagefilm sollten bis zum Herbst 2017 fertig werden. Um bei der Umstellung von der alten Domain (notenarchiv-dkc.bplaced.de) auf die neue Domain (archiv.handschriften.bplaced.de) Probleme zu unterbinden wurde eine Kurz-Url eingeführt, die, egal zu welchem Zeitpunkt, zur aktuellen Version der Website führt: hsa.bplaced.de.

Im Zuge unserer Datenübernahme in die neue Datenbank wurden wesentlich detaillierte und auch der Norm der RNA (Regeln zu Erschließung von Nachlässen und Autographen) entsprechende Daten erfasst und bestehende Daten nochmals anhand der Archivalien nachgeprüft. Diesen Vorgang konnten die wenigen ehrenamtlichen Archiv-Mitarbeiter leider bis jetzt noch nicht bewältigen, aber es wird stetig daran weitergearbeitet. Diese detaillierte und genormte Datenaufnahme hatte jedoch noch einen zweiten Grund: Das Handschriftenarchiv Dresdner Kreuzchor hat erste Kontakte zur Deutschen Digitalen Bibliothek hergestellt um den einzigartigen Bestand dieses Archives auch über das Portal der DDB und das Archivportal-D zugänglich zu machen. Für diese Bereitstellung und Kooperation ist es jedoch unteranderem von Nöten auch in das Standartformat EAD (Encoded Archival Description) exportieren zu können...



Während der Entwicklung des Projekts 3.0 setzte das Handschriftenarchiv auf verschiedene neue Tools: Das Design der Benutzeroberfläche wurde in dem Kreativ-Netzwerk Behance veröffentlicht und jegliche Software, die das Handschriftenarchiv nutzen würde, wurde auf GitHub entwickelt und ebenfalls als Open-Source-Projekt online gestellt. Github ist jetzt gar nicht mehr aus dem Archivalltag des Handschriftenarchivs herauszudenken: immer neue Features und die vielen Daten müssen an einer zentralen Stelle verwaltet werden. Desweiteren muss es möglich sein, um das Handschriftenarchiv als Service bestmöglich anbieten zu können, eine fehlerfreie Funktion garantieren zu können. Die geht natülich nicht immer, aber mit GitHub ist es möglich, entdeckte Fehler schnell und einfach zu melden und den Code an einer zentralen Stelle zu verwalten. Auch die Zusammenarbeit von mehreren Bearbeitern wird so vereinfacht.

Im Rahmen dieser Zentralisierung wurde auch ein neues, an das Archiv angepasstes, Design entwickelt. Kein Regenbogenschimmer in voller Farbkraft, oder stumpf-altes Aussehen, sondern einfach, zeitlos-modernes und dynamisches Design sollen das Handschriftenarchiv prägen.



Mit der neuen Datenbank des Portals sollte ein noch detailierteres Suchen im Archiv möglich sein. Man sollte nach Komponisten, Sprache und weiteren Kriterien filtern können.
Im September näherte sich das Projekt 3.0 langsam seiner Fertigstellung. Ausgewählte Beta-Nutzer aus dem Archiv- und Bibliotheksbereich konnten unsere Website testen und haben zur Verbesserung beigetragen.



Nach einigen Fehlerbehebungen und Verbesserungen am der Webseite des Handschriftenarchivs wurden die ersten Blogbeiträge geschrieben und der neue Imagefilm veröffentlicht. Das Gesamtkonstrukt des Projekts 3.0 wurde am 20. Oktober veröffentlicht und hatte schon am selben Tag über 100 Aufrufe. Gleichzeitig zur Veröffentlichung der Website, trat das Handschriftenarchiv der in den USA initiierten Vereinigung der Internet Defense League bei. Diese hatte als Ziel die Verhinderung der Aufhebung der Netzneutralität in den USA, die, wie wir jetzt wissen, leider scheiterte. Das Handschriftenarchiv ist auch eine Organisation, die sich nur durch und mit dem Internet halten kann. Käme es auch zu einem Aus der Netzneuztralität in Europa oder der Bundesrepubik, dann hieße das für den konstelosen Service unseres Archives, mit langen Ladezeiten und einer schlechten Medienqualität rechnen zu müssen.



Eine weitere der größten Neuerungen in diesem Jahr ist die offizielle Normung des Handschriftenarchiv zu einer weltweit anerkannten Institution. Dies geschah über die Bewerbung bei der Sigelstelle der Deutschen Staatsbibliothek Berlin und der damit verbundenen Antragstellung für eine ISIL-Nummer, die genau diese Funktion erfüllt: ein Archiv in der internationalen Archivlandschaft eindeutig identifiziern zu können. So trägt das Handschriftenarchiv jetzt die Nummer DE-2535.



Mit der "Ratserliste" und der Kooperation mit dem Archiv von Kreuzchor und Kreuzschule Dresden fand das Handschriftenarchiv dann auch wieder in seine Hauptinterresentengruppe zurück: ehemalige Kruzianer (Mitglieder des Dresdner Kreuzchores) und Historiker, die sich mit der Geschichte des Kreuzchores auseinandersetzen. In dieser Ratserliste wurden alle bisherigen Notenschreiber und Notenbibliothekare des Kreuzchores von 1940 bis 2017 (und die Liste soll weitergeführt werden) "abgedruckt". Auch wurde und wird in der Datenübernahme in die neue Datenbank darauf Wert gelegt, möglichst alle Notenschreiber, die sich mit einem Kürzel oder ihrem Namen auf einer Handschrift verewigt haben eindeutig zu indentifizieren. Das ist jedoch nicht immer so einfach und manchmal echte Detektivarbeit.


Als letztes großes Projekt in diesem Jahr, welches auch mit dem Projekt 3.0 in Verbindung steht, ist die internationalisierung der Webseite zu nennen. Alle Inhalte, einschließlich der Datenbank sollen auch in Englischer Sprache verfügbar sein. Bei der Umstellung auf die neue Version der Webseite kam es zwar zu ein paar Unannehmlichkeiten, jetzt ist es jedoch schon möglich, als englisch-sprachiger Internetnutzer erste Inhalte der Website übersetzt aufrufen zu können. Im nächsten Jahr soll es dann auch möglich sein, die Sprache per Mausklick wechseln zu können. Jedoch muss erwähnt werden, dass das Handschriftenarchiv eine Institution ist, die sich mit Mitteldeutscher Regionalgeschichte befasst und somit auch immer den Schwerpunkt der Arbeit in deutsche Sprache legen wird. Etwa ist dieser Blog nur auf Deutsch abrufbar und die Inhalte der Datenbank werden auch nicht übersetzt werden (können).



Pünktlich zu Weihnachten wurde dann wieder unser fast schon traditioneller Kurzfilm veröffentlicht, der wieder unsere Weihnachtsdigitalisate auf eine etws andere Art und Weise präsentierte, was auch nicht unbemerkt blieb. Für das neue Jahr stehen schon wieder viele neue Ideen an, die jedoch in einem eigenen Blogartikel thamtisiert werden sollen.



Nach solch einem erfolgreichen Jahr bleibt uns nun nichts anderes mehr übrig, als Ihnen einen guten Rutsch ins neue Jahr 2018 zu wünschen.

Alle Mitarbeiter und UnstützerInnen des Handschriftenarchivs